Donnerstag, 3. September 2015

Gelingende Tage - Praxis 1

Das Gelingen unseres Lebens steht und fällt mit unserem Bewusst-Sein, das heißt für mich: in der bewusster Verbindung sein mit meinem Ich, meinem eigentlichen Wesen, meiner unsterblichen Individualität und ihrer "Welt". Diesen Teil in mir muss ich immer mehr stärken durch aufmerksame Hinwendung zu ihm. Das ist das, was den gängigen Achtsamkeits-Bestrebungen oft fehlt. Es geht nicht nur darum, die Achtsamkeit auf die Gegenwart zu richten, sondern auf die Geistes-Gegenwart.


Eines meiner liebsten Praxis-Beispiele ist von dem berühmten Achtsamkeits-Lehrer Thich Nhat Hanh: Beim Geschirr-Spülen "den Buddha baden". Da behandle ich nicht nur mein Geschirr mit ganzer Konzentration und fühle alles Mögliche; ich tue es auch nicht (nur) mit "Liebe", sondern ich beziehe eine viel größere Welt mit ein, die des Buddha, die geistige Welt, deren Teil ich - auch beim Abspülen - bin. Ich erlebe dabei etwas ganz Altmodisches: Ehrfurcht.
Probiert es aus - vielleicht mit Eurer Lieblings-Tasse. Es ist wunderschön!


Eine weitere gute Gelegenheit, den Automaten in uns zu überwinden, bieten Treppen.
Weiß ich wie viele Treppen zwischen den Stockwerken sind in meinem Haus? Ich kann sie zählen, wenn ich sie gehe. Und ich kann mich fragen: Wie kriege ich das hin, dass ich bei jeder Stiege mein ganzes Körpergewicht hochhieve? Da muss doch eine Kraft sein, vielleicht sogar ein Kraftfeld um mich herum. Das "Feld" meines Engels? Es fühlt sich ganz anders an, wenn man sich auf den Treppen wie am Engelsfaden gehalten fühlt. Ausprobieren lohnt sich. Übrigens auch beim Heruntergehen. Da kann ich persönlich es sogar noch besser.


Wohl jede/r von uns schreibt täglich irgendetwas. Wir greifen automatisch zum Stift, wir setzen auto... unsere Schriftzüge. So ein Stift ist mein verlängerter Arm oder "die Hilfe am Ende meines Arms". Man kann ihn so benutzen wie ein Musikinstrument. Klingt komisch? Ich stelle mir sogar vor, ich schreibe mit dem Arm meines Engels. Der ist bekanntlich unermesslich groß. Da schreibe ich auch langsamer. Achtsamkeit und Entschleunigung sind Geschwister. Und ich schreibe vielleicht auch etwas Anderes, im Zusammenklang mit einer anderen Welt.
Wenn ich nicht grade etwas abschreibe (was ja eher selten vorkommt), kann ich mich fragen: Wo kommt das her, was ich grade schreibe? Von woher fällt mir das ein? Aus dem Speicher-Archiv meines Verstandes - der ja schon immer alles weiß - oder auch mal aus einer Ebene darüber, aus meiner schöpferischen Quelle? Kreatives Schreiben - ganz einfach und anspruchslos - bietet eine sehr gute Übungs-Basis für ein bewusstes, gelingendes Leben. Hättet Ihr das gedacht?


Was denken wir, wo ist unser Bewusstsein z.B. wenn wir uns täglich eincremen (Gesicht, Hände...)?
Vor Jahren habe ich einmal in einer Märchenveranstaltung dazu angeregt, sich vorzustellen, man creme sich mit einer Gold-Creme ein, um sich daran zu erinnern, dass wir doch alle "hochwohlgeborene Königs-Kinder" sind. Lange Zeit danach traf ich eine schon sehr betagte Dame aus diesem Kreis, die mir freudestrahlend berichtete, dass sie das immer noch mache und täglich ihre Freude daran habe.
Dieses Ritual kann mich täglich einmal bewusst mit dem Wunder meines GesICHtes verbinden. Nichts zeigt so viel von MIR wie mein Antlitz. Mit dem liebevollen Eincremen kann ich mich daran erinnern, wer ich in Wahrheit bin.

Ja, das mögen ungewöhnliche Impulse sein. Aber mit dem Gewöhnlichen kommen wir aus dem Gewöhnlichen nicht heraus. Unser Ich ist alles andere als gewöhnlich!


Ein letzter Impuls für heute:
Im Lateinunterricht hörte ich vor Zeiten, dass der Sklave bei den Römern "servus" hieß. Damals war das gerade bei uns als Gruß "in". Wir fragten unsere Lehrerin, ob man bei den Römern sich auch so gegrüßt hätte, was doch merkwürdig wäre. Vielleicht, meinte sie, hätten sie das getan, weil sie sagen wollten: Du bist auch ein Sklave wie ich. (Ob das stimmt haben wir nie erfahren.)
Wenn wir Menschen begegnen, wissen wir mehr oder weniger über sie, glauben, sie besser oder schlechter zu kennen, machen uns aber unsere Vorstellungen und halten die meistens für wahr. Wir wissen auch, wie oft das schief geht.
Eines können wir aber mit absoluter Sicherheit von jedem Menschen wissen, ob Verwandte, Bekannte, Penner, Asylanten... Alle sind ein Ich - wie ich!
So ist es eine wunderbare Bewusstseins-Übung, vielleicht bei einem Menschen täglich einmal durchzuschauen durch alles Persönliche, und zu wissen: Du bist ein Ich. Auf dieser Ebene sind wir gleich bei allen Unterschieden, die wir sonst haben. Ich begegnet Ich. Das ist nur ein Moment. Fühlt sich vielleicht sogar komisch an. Ungreifbar - unbegreiflich. Kann aber unvergesslich bleiben.
Wach sein - nicht verschlafen diese Begegnungs-Momente!


So viel für den Anfang.
Ich freu mich auf viele Erfahrungs-Berichte oder weitere "spielerische" Anregungen für unser bewusstes, gelingendes Leben.


3 Kommentare:

  1. Ich werde gleich mal den Goldtopf holen und mein Gesicht eincremen, dabei meinen Engel begrüßen und meinen fragen, ob er durch mein Antlitz (über das Wort und seine Wurzeln und seine Bedeutung denke ich immer wieder mal nach) scheinen möchte.
    Heute war es wohl so, denn ich bekam die Rückmeldung ich wirke frisch und aufgeräumt.

    Mehr für heute nicht, außer dass ich diesen Blog entzückenden, bereichernden und wohl formuliert empfinde und finde.

    C.

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  2. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  3. Schön, dass Du so einen Goldtopf hast, liebe C.
    Ich in sicher, Dein Engel ist be-geist-ert, und er wird weiterhin Deine Ausstrahlung optimieren.
    UndDanke für die "Blumen"!

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